Tirschenreuth, eine Kreisstadt ohne Bahnanschluss?
Stetig steigender LKW–Verkehr, expandierende Unternehmen, ein ausbaufähiger ÖPNV und eine Kreisstadt ohne Bahnanbindung? Kann so eine Mobilitätswende funktionieren?
Um Lösungen und Antworten zu finden habe ich am 4. Oktober 2022 zu einer Expertenrunde nach Tirschenreuth geladen.
Neben meinem Kollegen Dr. Markus Büchler, MdL und Mobilitätssprecher der Grünen, konnte ich Herrn Dr. Christian Loos, Vorsitzender des Verkehrsclubs Deutschland und Herrn Wolfgang Kraus vom Fahrgastverband Pro Bahn zu einem Lokaltermin gewinnen. Grünen Stadtrat Franz Heinrich sowie Gudrun Müller, Vorsitzende des Ortsverbandes der Grünen Tirschenreuth, hatten ebenfalls einen Fragenkatalog erarbeitet und rundeten die Gruppe ab.
Alle waren sich einig, dass der stetig steigende LKW-Verkehr an die Grenze der Zumutbarkeit gekommen ist. Es muss eine Entlastung der Straßen nicht nur im Bereich des anteiligen Güterverkehres der umliegenden Unternehmen angestrebt werden und die Strukturen des örtlichen ÖPNV im Bezug auf eine Chancengleichheit auf dem Land müssen ebenfalls verbessert werden. Eine Kreisstadt mit 8700 Einwohner ohne Bahnanschluss hat nicht nur im Zuge der Verkehrswende schlechte Karten, sie wird in naher Zukunft auch die Attraktivität in Sachen Wirtschaftlichkeit gegenüber Ballungszentren verlieren.
So hatte ich den Antrieb, weiter an der „Reaktivierung der Vizinalbahn“ zu arbeiten und Visionen in die Realität umzusetzen. Wie wir alle wissen, kann ein Klimawandel nur mit einem nachhaltigen Mobilitätskonzept erreicht werden. Es wäre wünschenswert, Güter und Personen wieder auf die Schiene zu bringen, den Co2-Ausstoß zu verringern und einen attraktiven ÖPNV zu gewährleisten, ohne auf ein kostenintensives Auto angewiesen zu sein.
Bei einer anregenden Gesprächsrunde wurden meine Fragen und die der Ortsvertreter hinsichtlich der Realisierung durch die angereisten Fachleute kompetent beantwortet. Kurzerhand war klar, dass sich etwas ändern muss und der Bedarf einer Reaktivierung gegeben ist. Die Streckenabschnitte Wiesau – Tirschenreuth und Wiesau – Mitterteich sind bereits in den Reaktivierungsplänen des Bundes berücksichtigt und ein Anschluss in das benachbarte Tschechien wäre ebenfalls zu überdenken, um eine bessere Vernetzung zu erreichen und den Warenfluss und den Personenverkehr ökonomisch zu gestalten.
Zum anschließenden Lokaltermin am Vizinalbahnradweg kamen auch zahlreiche interessierte Pressevertreter, die ich über das geplante Vorhaben und dessen Realisierung mit meinen Gästen informierte. Eine Reaktivierung der Bahntrasse würde Pluspunkte für die Region bringen, wäre förderlich für den Tourismus und den Schüler- und Freizeitverkehr.
Durch meine politischen Impulse und die Unterstützung der Befürworter werde ich mit meinem Kollegen Dr. Markus Büchler zeitnah einen Berichtsantrag an die Staatsregierung stellen und eine Machbarkeitsstudie beantragen.
Obwohl Bahnreaktivierungen Vorhaben mit einer langen Zielsetzung sind, bin ich zuversichtlich, dass wir in unserer Region in naher Zukunft die Vizinalbahn wieder ihrem Ursprung zuführen können.
Die Vizinalbahn war die erste ihrer Art in Ostbayern und eine Bereicherung im Stiftland. Sie war damals schon ein Vorreiter und soll es jetzt wieder werden.