Von Bärnau nach Kastl – ein Tagebuch meiner Wanderung durch die Oberpfalz

Von Bärnau nach Kastl – ein Tagebuch meiner Wanderung durch die Oberpfalz

Von Bärnau nach Kastl – ein Tagebuch meiner Wanderung durch die Oberpfalz 2560 1920 Landtagsabgeordnete Anna Schwamberger

 

Nach der pandemiebedingten Durststrecke der letzten zwei Jahre wollte ich die Oberpfalz wieder mit allen Sinnen richtig erleben. Da das aber in Büros und Ausschusssitzungen nicht geht, bin ich raus ins Land und habe mir meine Heimat erwandert. Am Pfingstmontag habe ich meine Wanderstiefel geschnürt und mich – zusammen mit meinem Mitarbeiter Markus – auf eine fünftägige Tour durch die nördliche Oberpfalz begeben. Entlang der Goldenen Straße führte mich mein Weg dabei von meinem Heimatort Bärnau bis nach Hahnbach an die Vils. Im Kanu ging es weiter nach Amberg, jahrhundertelang Hauptstadt der Oberen Pfalz. Von dort kommend durchquerte ich den Naturpark Hirschwald und beendete meine Wanderung in Kastl, nach gut 120 Kilometern.

 

Die Oberpfalz ist jedoch mehr als malerische Landschaften, mittelalterliche Städte und mäandernde Flüsse. Im Zentrum meiner Aufmerksamkeit sollten bei dieser Wanderung die Menschen entlang des Weges stehen, denn die Oberpfalz, das sind vor allen Dingen die Leute, die sich mit Herz und Verstand für ihre Heimat engagieren, die nicht wegschauen, sondern anpacken. Mit ihnen wollte ich ins Gespräch kommen und erfahren, wo sie der Schuh drückt. Zuhören war das Gebot der Stunde.

 

Aus diesem Grund absolvierte ich die Tour keineswegs allein, sondern wurde auf meinem Weg an verschiedenen Stellen von rührigen Oberpfälzer*innen mal ein längeres Stück, mal ein kürzeres begleitet. Ich kam in Kontakt mit Vertreter*innen von Städten und Gemeinden und besuchte interessante Einrichtungen. Meine Überzeugung: Politik beginnt bei den Menschen vor Ort. Ich war richtig gespannt auf die Leute und auf die großen und kleinen Erlebnisse dieser Tour. Im Folgenden erfahrt ihr, wie meine jeweiligen Tagesetappen aussahen, wen ich alles getroffen habe und welche Themen besprochen wurden.

 

Tag 1: Montag, 06. Juni (Pfingstmontag)

Bärnau – Plößberg – Störnstein – Neustadt an der Waldnaab (ca. 28 km)

Die erste Etappe meiner Wandertour auf der Goldenen Straße durch die Oberpfalz war auch die längste. Von Anfang bis Ende mit dabei waren meine Mutter und unsere Hunde Luna und Chilla. Von Bärnau bis Plößberg hat uns Stefan Wolters vom Geschichtspark Bärnau begleitet und uns eindrucksvoll erklärt, womit die Menschen entlang der Goldenen Straße im Mittelalter zu kämpfen hatten und wie wir von besserem Geschichtsunterricht profitieren könnten.

 

In Plößberg trafen wir dann Norbert Hagen, Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, der in Eigenregie ca. 30 Hektar Land renaturiert und in Biotope umgewandelt hat. Besonders beeindruckt war ich von seiner Einschätzung, dass es ungefähr 25 Jahre dauert, bis man keine Rückstände aus Düngemitteln etc. mehr im Boden feststellen kann. Aus diesem Grund ist ein kurzfristiges Herausnehmen von Naturschutzflächen auch kontraproduktiv.

 

Markus Ludwig, Erster Bürgermeister von Störnstein, hat mich ein Stück über sein Gemeindegebiet und bis ins Zentrum von Neustadt an der Waldnaab begleitet und mir sichtlich stolz die Schönheit seiner Gemeinde gezeigt. In Störnstein spielt der weitere Ausbau der Kita eine große Rolle. Dass leerstehende Bauparzellen nicht bebaut werden können, ist ein zweites großes Thema in der Gemeinde. Wir müssen die Probleme der Kommunen ernstnehmen und ihnen Weiterentwicklungsmöglichkeiten geben. Auf der anderen Seite müssen wir Flächen sparen. Ich will mich dafür einsetzen, dass wir beides künftig besser miteinander vereinbaren können.

Ein erster anstrengender, aber auch sehr beeindruckender Tag ging schließlich in Neustadt an der Waldnaab zu Ende, jedoch nicht vor dem abendlichen Ritual, das nun an allen Wandertagen folgte: Unterkunft beziehen, duschen, essen, Tag besprechen, nächsten Tag vorbesprechen, Bett.

Tag 2: Dienstag, 07. Juni

Neustadt an der Waldnaab – Altenstadt an der Waldnaab – Weiden – Etzenricht – Weiherhammer – Kohlberg (ca. 28 km)

 

 

Am Dienstag ging es von Neustadt an der Waldnaab bis nach Kohlberg. Die zweite Etappe meiner Wandertour war geprägt von Highlights in der Natur, vor allem an der Haidenaab. Und wieder habe ich verschiedene Menschen vor Ort getroffen, aber alles der Reihe nach: Bevor es losging, musste ich mich erstmal um die Blase an meinem Fuß kümmern. Erstaunlich, wie sehr gute Blasenpflaster Wandernden das Leben erleichtern können! In Altenstadt erwartete mich dann Dr. Christian Schramek, Dritter Bürgermeister der Gemeinde. Bei der kurzen Runde durch Altenstadt wurde klar, dass die Beseitigung der Industriebrachen eine Herzensangelegenheit von ihm ist. Wir müssen solche Flächen wieder nutzbar machen, um den Flächenverbrauch in unseren Kommunen zu senken und das 5ha-Ziel erreichen zu können.

In Weiden führte mich mein Weg zum Rathaus, wo mich Lothar Höher, Zweiter Bürgermeister der Stadt, empfing und mich zum etz Nordoberpfalz – Energie-Technologisches Zentrum begleitete. Ich kann gut verstehen, dass die Stadt Weiden stolz auf die Einrichtung ist, denn dort können sich Bürger*innen, Kommunen und Unternehmen aus Weiden und den Landkreisen Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth unter anderem eine erste Energieberatung abholen. Ich bin gespannt, wie es mit der Windkraft in Weiden weitergeht. Die Stadt möchte hier endlich selbst aktiv werden. Das befürworte ich ausdrücklich!

Karl Bärnklau, Grünen-Stadtrat in Weiden, hat meinen Weg vom etz Nordoberpfalz, bei dessen Besuch er natürlich mit dabei war, ein gutes Stück in Richtung Etzenricht begleitet. Dabei hat er mir einen Teil von Weiden gezeigt, den ich bisher nicht gekannt hatte. Aber wir haben auch die Gelegenheit genutzt und ausführlich über Kommunal- und Landespolitik gesprochen.

Vertreter der Ortsgruppe Weiherhammer des LBV – Landesbund für Vogelschutz in Bayern erwarteten mich dann in Etzenricht und nahmen mich mit auf eine Runde durch die wunderschöne Natur rund um Weiherhammer. Am besten hat mir das Stück entlang der Haidenaab gefallen, da man dort die Artenvielfalt der Region mit allen Sinnen wirklich erleben konnte. Außerdem bekam ich einen Eindruck davon, welch großen Wert für uns alle das Engagement der Naturschützer*innen hat.

 

Erschöpft, aber glücklich in Kohlberg angekommen, habe ich mich zum gemeinsamen Austausch mit Vertretern des Marktrats der Gemeinde im örtlichen Wirtshaus getroffen. Nach einer lebhaften und freundlichen Diskussion und vielen angesprochenen Themen war ich froh, als ich am Abend endlich meine Wanderschuhe ausziehen konnte. Gut, dass ich in Weiden meinen Vorrat an Blasenpflastern aufgefüllt hatte.

 

Tag 3: Mittwoch, 08. Juni

Kohlberg – Hirschau – Gebenbach – Hahnbach (ca. 25 km)

 

Am dritten Tag meiner Wanderung ging es weiter von Kohlberg bis nach Hahnbach an die Vils. Auf der einen Seite habe ich dabei die 80km-Marke geknackt und auf der anderen erstaunt festgestellt, wie sehr so eine Wandertour doch entschleunigt. Wieder haben spannende Menschen meinen Weg gekreuzt, so zunächst Gerhard List, Erster Bürgermeister des Marktes Kohlberg. Er konnte am Vorabend nicht mit dabei sein, deshalb ließ er es sich nicht nehmen, mich das erste Etappenstück aus Kohlberg raus Richtung Hirschau zu begleiten. Kohlberg ist eine kleine Gemeinde, die keine Schule mehr vor Ort hat. Trotzdem wollen junge Familien dort leben, was wohl auch am intakten und vielfältigen Vereinsangebot vor Ort liegt.

 

Sebastian Kraus, Biogasanlagenbetreiber in der Gemeinde Gebenbach erwartete mich in Hirschau und führte mich zu seiner Anlage in Atzmannsricht, wo zu einem großen Teil Gülle verstromt wird. Er möchte seine jetzige Biogasanlage erweitern, dann soll auch die Abwärme genutzt werden, um die Gemeinde damit zu versorgen. Dass der Weg dorthin teils recht steinig sei, erzählte er mir auf unserem gemeinsamen Streckenabschnitt.

 

 

Am Abend wurde es dann feierlich. Der Markt Hahnbach feierte seinen 900. Geburtstag. Zu diesem Anlass wurde zwei Wochen lang ein vielfältiges Kulturangebot dargeboten und eigens das historische Festspiel „900 samma“ mit rund 200 Beteiligten vor und hinter der Bühne auf die Beine gestellt. Bernhard Lindner, Erster Bürgermeister des Marktes Hahnbach, und Jürgen Huber, Festspielleiter, empfingen mich herzlich auf dem nahen Frohnberg und berichteten mir sichtlich stolz von ihren Erlebnissen der letzten fünf Jahre. So lange hatte es nämlich von der ersten Idee bis zur Aufführung gedauert. Ich bin begeistert, was hier allein mit ehrenamtlichen Unterstützer*innen zu Stande gebracht wurde! Gerade nach den letzten zwei Jahren tun solche Veranstaltungen besonders gut.

Tag 4: Donnerstag, 09. Juni

Hahnbach – Laubhof – Altmannshof – Amberg (ca. 16 km auf der Vils)

 

An Tag vier durften die Beine pausieren, dafür waren die Arme gefragt. Im Kanu ging es paddelnder Weise weiter nach Amberg. Die Blasen an den Füßen haben es mir gedankt. Das Erleben der Natur auf einem kleinen mäandernden Fluss war ein einmaliges Erlebnis. Vor allem die Eisvögel und die unzähligen Prachtlibellen werden mir in Erinnerung bleiben. Die erste Station meiner Kanu-Etappe war der Laubhof von Familie Ulrich. Sie sind Direktvermarkter und schlachten ihre Schweine und Rinder auch vor Ort. Mit Herzblut und großem Einsatz ist die gesamte Familie auf dem Hof engagiert. Das wurde bei einem Rundgang über das Gelände deutlich. Und ein paar Leckereien für die nächste Brotzeitpause konnte ich auch gleich erstehen.

 

In Altmannshof empfing mich Dritte Bürgermeisterin Claudia Kammerl an der Bootsanlegestelle und half gleich tüchtig mit, das Kanu aus dem Wasser an Land zu bringen. Ich freue mich immer sehr, wenn ich Frauen treffen kann, die sich in ihrer Gemeinde politisch engagieren. Es stach auf der gesamten Tour schon sehr ins Auge, dass ich es fast immer mit Vertretern männlichen Geschlechts zu tun bekam. Wir brauchen dringend mehr Frauen in unseren Gemeindevertretungen, auch bei uns in der Oberpfalz! Claudia führte mich ins örtliche Gasthaus, wo mich Inhaber Andreas Kopf begrüßte und köstlich bewirtete. Ein Gesprächsthema war dann auch schnell gefunden: der Fachkräftemangel in der Gastronomie.

 

Nach der üppigen Natur insbesondere zu Beginn der Kanu-Etappe folgte zu ihrem Ende hin dann eine nicht minder beeindruckende Szenerie, nämlich die Fahrt auf dem Fluss mitten durch die Altstadt von Amberg. Am ehemaligen Landesgartenschaugelände hieß es dann endgültig raus aus dem Kanu. Dort wartete auch schon Peter Zahn vom Bund Naturschutz und begleitete mich durch die schöne Parklandschaft zurück zum historischen Zentrum. Er kämpft für mehr Naturschutzgebiete in der Oberpfalz und berichtete von Fortschritten, aber auch großen Herausforderungen bei seiner Arbeit. Wenn wir heute Natur- und Klimaschutz vernachlässigen, dann schaffen wir uns dadurch morgen neue Krisen, auch bei uns in der Oberpfalz. Hier müssen wir mehr tun, auch finanziell.

 

Neben der großartigen Amberger Altstadt selbst gibt es dort auch ein großartiges Projekt: das Stadtlabor. Dort können Start-Ups, aber auch etablierte Firmen testen, ob sich ein Standort im historischen Zentrum für sie lohnen könnte. Auch Coworking-Arbeitsplätze sind im Labor entstanden. Ich hoffe sehr, dass sich dieses Projekt positiv weiterentwickelt. So kann es auch Schule machen für andere Städte und Gemeinden. Vor dem Stadtlabor begrüßten mich Vertreter*innen der Amberger Grünen sowie Verena Fitzgerald und Karl-Heinz Brandelik von der Wirtschaftsförderung. Nach der Besichtigung des innovativen Projekts folgte noch ein Spaziergang durch die Gassen der Altstadt, wo ich über Leerstände und die damit verbundenen Probleme unterrichtet wurde.

Tag 5: Freitag, 10. Juni

Amberg – Zant – Kastl (ca. 20 km)

 

Die letzte Etappe meiner Tour absolvierte ich wieder zu Fuß. Sie hat mich zum größten Teil durch den Naturpark Hirschwald geführt. Wenn man mit offenen Augen durch den Park geht, kann man wahre Schätze entdecken, zum Beispiel den Ringwall Zant, eine abgegangene frühmittelalterliche Ringwallanlage mitten im Wald. Aber der Reihe nach…

 

Von Amberg aus begleiteten mich auf dem gesamten Weg der Tagesetappe Ines Riedl, Sprecherin des Grünen-Kreisverbands Amberg-Sulzbach und Markträtin in Kastl, sowie Elli Wolf, Grünen-Mitglied im Kreistag. Bis zu unserer ersten Station in Zant hatten wir viel Zeit für gute Gespräche über Gott und die Welt.

 

Dann stieß Jonas Nelhiebel zu uns, seines Zeichens Ranger im Naturpark Hirschwald. Er hat uns kleine Schmankerl im Naturpark gezeigt, aber uns auch deutlich gemacht, dass der Park deutlich zu wenig Personal hat. Lediglich zwei Ranger*innen können sich momentan um den Naturpark kümmern, was angesichts dessen Größe kaum leistbar ist. Jonas arbeitet gerade an der Wiederansiedelung eines traumhaft schönen Vogels im Naturpark: des Wiedehopfs.

 

Im Lauterachtal angekommen begrüßte uns Stefan Braun, Erster Bürgermeister des Marktes Kastl. Gemeinsam mit der Grünen-Markträtin Ines erläuterte er mir die Entwicklung von Kastl. Das ist ein malerischer Ort, der sich wirklich gemacht und auch einiges zu bieten hat: Altersheim, neu sanierte Kita und Schule, Freibad, fünf Gaststätten, jede Menge Übernachtungsmöglichkeiten und kaum Leerstand! Ich bin begeistert, wie erfolgreich sich ein Ort entwickeln kann, wenn die Mandatsträger*innen aller demokratischen Parteien gemeinsam daran arbeiten.

 

Zum krönenden Abschluss gab es von und mit den Kastler Grünen Kaffee und Kuchen und einen unvergesslichen Blick auf Kastl, seine Klosterburg und das Lauterachtal. Ohne die tatkräftige Unterstützung meiner Parteifreund*innen vor Ort wäre die ganze Tour sicher nur halb so schön geworden. Vielen Dank an alle Beteiligten! Ich bin stolz darauf, dass wir so engagierte Grüne in der Oberpfalz haben!

Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle geht auch an meinen Mitarbeiter Markus, der die gesamte Organisation der Tour übernommen und mich auch eine Woche lang zu Fuß begleitet hat!

Kurzes Fazit

Was bleibt von einer solchen Wanderung? Vor allem die Erkenntnis, dass ich sie fortsetzen möchte. Schließlich fehlen mir noch die Landkreise Neumarkt, Regensburg Land, Schwandorf und Cham. Und auch die Bezirkshauptstadt Regensburg will noch erwandert werden. Meine Oberpfälzer Heimat ist groß und wunderschön!

 

Ablaufplan Wanderung

Wenn eine eine Reise tut – Abgeordnete erwandert ihre Heimat

 

Bilder: Markus Rohn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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